1997 bekam ich meinen ersten Blindenführhund. Er hieß Jackson und kam aus der Schule Seitle. Ich war mit Jackson sehr zufrieden. Leider musste ich ihn 2003, wegen Krebs, im Alter von 8 Jahren einschläfern lassen. Nun habe ich seit Mai wieder einen Blindenführhund aus der Schule Seitle. Ich möchte nun mal etwas aus der ersten Zeit mit Nilo, meinem Hund, berichten.

Nilo wurde am 11.12.2002 geboren. Er ist ein brauner Labrador. Aufgewachsen ist er in einer Patenfamilie und in der Schule Seitle wurde er zum Blindenführhund ausgebildet.

Nach 7 langen Monaten ohne Hund habe ich nun am 10.05.2004 Nilo bekommen. Wir sind alle zusammen, mein Mann, meine beiden Kinder und ich nach Bayern gefahren. Wir kamen gegen 13:30 Uhr an. Etwa 15 Minuten später, also gerade bei der Zimmerbesichtigung, wurde mir Nilo von der Ausbilderin schon gebracht. Nach dem Kennen lernen machten wir gleich unseren ersten Gang. Erst gingen wir nur ein Stück an der Leine und dann schon ein Stückchen im Geschirr. Nilo blieb von diesem Zeitpunkt an immer bei mir. Die nächsten 10 Tage trainierten wir morgens und mittags. Erst waren es nur leichte Wege, aber sie wurden immer schwerer. Es wurde in Neuburg und in Ingolstadt trainiert. Wir fuhren auch Bus und gingen in verschiedene Geschäfte. Natürlich hat er auch immer vor und nach den Trainingseinheiten seinen verdienten Freilauf bekommen. Sein Verhalten im Restaurant konnten wir bei jeder Mahlzeit beobachten. Er legte sich unter den Tisch oder die Bank und rührte sich nicht mehr. Wenn den Kindern etwas herunter fiel merkte er es nicht einmal. Im Freilauf konnte ich dann gut das Verhalten mit anderen Hunden beobachten. Er wollte mit allen Hunden nur spielen. Alleine spielte er sehr gerne mit Stöcken, wie größer die Stöcke waren umso besser fand er es. Ich durfte auch recht schnell alleine mit ihm zum Freilauf gehen. Nilo hörte sehr schnell und gut auf mich. Die ersten 10 Tage vergingen wie im Flug. Dann kam auch schon die Abreise. Wir machten uns Gedanken wie es ihm im neuen zu Hause wohl gefallen könnte. Der Garten gefiel ihm gleich sehr gut und in der ersten Nacht gab es dann auch keine Probleme. Nach dem Wochenende fand dann der Unterricht für die nächsten fünf Tage in unserer Umgebung statt. Für Nilo war jetzt alles völlig fremd, aber es machte ihm nichts aus. Wir fuhren oft mit dem Bus oder dem Zug. Nilo legte sich still hin und stand erst wieder am Ziel auf. Er lebte sich schnell ein. Bei den Spaziergängen oder in den Pausen redeten wir viel über Hunde. Ich konnte noch viel Neues lernen obwohl ich mit Hunden aufgewachsen bin. Nilo versteht sich mit allen Menschen und Tieren. Besonders liebt er Kinder. Ein Haushalt ohne Kinder ist nichts für ihn. Es war sehr gut für die Bindung, dass die ersten Tage am Ort der Schule statt fanden und der Rest bei uns. So musste ich mich blind auf meinen neuen Begleiter verlassen und er am Heimatort auf mich. Das hat uns zusammengeschweißt.

Als die Einweisung dann beendet war, waren wir auf uns gestellt. Wir konnten bei allen Fragen immer anrufen oder mailen und haben Hilfe bekommen. Wir haben jeden Tag weiter geübt und sind jetzt zu einem sehr guten Team geworden. Viele Leute denken, dass ich Nilo schon sehr lange habe.

Nach etwa 2 Monaten hatten wir dann unsere Gespannprüfung. Wir haben sie ohne Probleme gemeistert. Auch sind wir, für Nilo, einen völlig fremden Weg gegangen; auch dort zeigte er keine Unsicherheit. Ich habe einen Weg mit bus- und Zugfahrt, Ampeln, Zebrastreifen, Briefkasten, Kaufhaus, Fußgängerzone und Baustelle ausgesucht.

Jetzt haben wir ihn fast 6 Monate und wir können uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Er ist zu einem richtigen Familienmitglied geworden. Auch nehmen wir ihn überall hin mit. Es gab noch nie mit ihm Probleme. Klar testet jeder Hund mal was er darf und was nicht, aber bei Nilo kommt das nur sehr selten vor. Was ich bei ihm auch ganz beeindrucken finde ist, dass er im Freilauf nichts frisst. In unserem Garten frisst er schon mal das Obst vom Boden, aber ansonsten frisst er nichts im Freien. Das liegt an der guten Erziehung der Patenfamilie, weil eigentlich sind Labradore ja sehr verfressen und es ist doch recht schwer in den Griff zu bekommen. Für mich steht fest, dass ich immer wieder einen Hund bekomme und wenn es geht auch wieder von der Schule Seitle.

Anmerkung der Blindenführhundschule Seitle:
Die Gespannprüfung fand in Elz und in Limburg an der Lahn statt. Gespannprüferin war Frau Dr. Buttlar.