Im Mai 2004 zog Nilo bei uns ein. Etwa 6 Monate vorher kam er von der Patenfamilie zurück in die Blindenführhundschule Seitle wo er geboren wurde. In der Patenfamilie hat er etwa 9 Monate gelebt und sich sehr wohl gefühlt und viel gelernt. Die Patenfamilie und ich hatten von Anfang an telefonischen Kontakt, auch Bilder tauschten wir aus  und es war recht schnell klar das wir uns auch mal treffen würden wenn es sich ergibt, da sie doch recht weit weg wohnten. Im September 2005 war es dann so weit. Wir waren in Bayern und machten einen Abstecher zur Patenfamilie. Ich war sehr unruhig und aufgeregt, da ich nicht wusste wie Nilo reagieren würde.
Vielleicht wollte er lieber dort bleiben?
Vielleicht ignorierte er mich dann?

Wir kamen an und warteten. Die Patenfamilie, die Patenmutter und ihre Tochter, kamen. Nilo freute sich, aber nicht so wie erwartet. Es machte auf uns den Eindruck, dass er sie zu erst gar nicht erkannte. Ich bot der Patenmutter an Nilo an der Leine zu halten bis wir im Park waren wo er frei laufen konnte. Das nahm sie gern an. Allerdings zeigte sich Nilo von seiner schlechtesten Seite. Er kannte keine Kommandos mehr, machte was er wollte und zog wie ein Ochse. Die Patenmutter sagte nichts, aber sie war traurig das Nilo nicht gehorchte. Auch machte Nilo den Eindruck als wer die ganze Umgebung für ihn fremd. Im Park, oder was es war, ging Nilo seine eigenen Wege. Er guckte ab und zu nach mir, aber die anderen waren recht uninteressant.

Bis zur Eisdiele hatte die Patenmutter Nilo an der Leine. Dort setzten wir uns hin und aßen ein Eis. Die Tochter, 7 Jahre, blühte da etwas auf und ging auf dem Platz mit Nilo auf und ab. Sie war vorher sehr ruhig und machte einen traurigen Eindruck. Nilo hörte bei ihr sehr gut und die beiden haben sich gut verstanden. Fast wie früher sagte die Mutter. Nach einer Weile fragte die Tochter ob sie nicht Oma und Opa besuchen dürften. Nilo war früher oft dort zu besuch und die alten Leutchen würden sich sehr freuen. Etwas mulmig stimmte ich zu. Als die Patenmutter, die Tochter und Nilo wieder kamen erzählten sie: Nilo lief zielstrebig zu Oma und Opa. Er wusste den Weg, das richtige Haus und die richtige Wohnung. Dort in der Wohnung lief er gleich in die Küche und setzte sich vor den Kühlschrank. Dort wartete er auf seine Wurst die er immer bekommen hat. Natürlich auch an diesem Tag. Das hat mich sehr beeindruckt, da es schon fast zwei Jahre her war das er dort war. Nach knuddeln von Oma und Opa kamen sie dann zurück. Auf dem Rückweg hatte die Tochter Nilo an der Leine und er hörte sehr gut. Wir zeigten dann noch Nilos Berufskleidung, das Führgeschirr, es wurden noch Bilder gemacht, Nilo bekam noch ein gemaltes Bild der Tochter was sehr schön geworden ist  und dann war der Besuch schon wieder zu ende.

Für die kleine Tochter war der Besuch sehr wichtig. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte sie die Trennung von Nilo nicht verarbeiten, da sie nicht wusste zu wem er gekommen war und wie wir sind. Danach konnte sie es gut verarbeiten.

Auch heute stehen wir noch in Kontakt mit der Patenfamilie und wir werden uns bestimmt mal wieder treffen, dann vielleicht bei uns.

Auch für mich war der Besuch gut. So konnte ich mich mal persönlich bei der Patenfamilie bedanken, da sie ja auch viel Arbeit und Zeit in Nilo gesteckt hat. Sie hat ihm ja in den ersten Monaten schon sehr viel beigebracht. Die Patenfamilien sind sehr wichtig für unsere Hunde. Ich finde es toll das es so Familien gibt auch oder gerade weil der Abschied so schwer ist. Wir haben der Patenfamilie auch noch ein Geschenk oder besser eine Erinnerung an Nilo mitgenommen. Mein Mann hat Nilo und mich in den 3 Wochen Einweisung gefilmt und zu einem schönen Film zusammen geschnitten. So kann die Patenfamilie sich jeder Zeit auf einer DVD angucken was Nilo jetzt alles kann und das wir ein gutes Team geworden sind.

Also hier noch ein Dank an alle Patenfamilien und ich würde mir wünschen, dass mehr Halter den Kontakt mit der Patenfamilie suchen würden. Unsere Angst war völlig unbegründet auch wenn Nilo zum Schluss besser auf die Patenmutter hörte, aber man wusste ja nicht auf wen man trifft, er ist aber gerne wieder mit uns mitgefahren. Die Patenfamilie war froh das Nilo zu uns gekommen ist und wir haben uns sehr gut verstanden. Wir waren auch froh das Nilo so eine gute Kindheit hatte. Es wurde natürlich nur oder fast nur über Nilo gesprochen. Was er erlebt hat und wie er so war.

Lieben Gruß
Anja und Nilo